Vorweihnachtliche Fahrt
der Senioren Union Herscheid
Altenberger Dom und Schiffsweihnachtsmarkt in Köln standen
auf dem Programm
07.12.2005
Von einem "etwas anderen Weihnachtsmarkt"
konnten sich in diesen Tagen 70 Reiseteilnehmer der Senioren Union
der CDU Herscheid in Köln überzeugen. Hatte man im vergangenen
Jahr das reichhaltige Weihnachtsangebot auf den verschiedensten
Plätzen der Domstadt wahrgenommen, so stand diesmal ausschließlich
der Kölner Schiffsweihnachtsmarkt auf dem Programm.
Bei
Einbruch der Dunkelheit erlebten die Senioren eine Atmosphäre,
die romantischer und weihnachtlicher nicht sein konnte. Entlang
des Konrad-Adenauer-Ufers mit Blick auf die beleuchtete Altstadt
wurde der Fußweg zum Passagierschiff "Wappen von Mainz"
zu einem beeindruckenden Ereignis. Erhob sich zur rechten Seite
majestätisch der angestrahlte Dom mit den historischen Giebelhäusern
und das im blauen Neonlicht getauchte Musicaltheater, so grüßten
linksseitig die Hohenzollernbrücke, der Messeturm und die
Silhouette von Deutz.
Das Schiff selbst erstrahlte in weihnachtlichem
Glanz. Unzählige Glühlämpchen verwandelten es in
ein wahres Lichtermeer. Aus den Fenstern leuchteten Schwibbögen
und Weihnachtspyramiden, die durch eine verschwenderische Dekoration
ergänzt wurden.

Auf dem Schiff selbst wurde an 35 Ständen
eine Fülle von Geschenkartikeln angeboten, die für jeden
Geschmack das Passende bereit hielt. Auf Deck stärkten sich
die Herscheider Besucher mit mancherlei Speisen und Getränke
und verbrachten die zur Verfügung stehende Zeit in geselliger
Runde. Dabei genossen sie das unbeschreibbare Panorama der Domstadt,
wobei der Blick immer wieder auf den angestrahlten Dom und auf
die beleuchtete Außenkrippe fiel, die im vorderen Teil des
Schiffes aufgebaut war.
Bereits am Nachmittag hatten die Senioren
ihren Ausflug mit einer Besichtigung des Altenberger Doms begonnen.
Hier wurden sie vom Domführer herzlich begrüßt,
der nicht ohne Stolz darauf hinwies, dass er einst sein Theologiestudium
beim jetzigen Papst Benedikt XVI. absolviert hatte und in späteren
Jahren auch CDU-Bürgermeister von Odenthal war. Herr Tillmann
verstand es in ausgezeichneter Weise, einen umfassenden Überblick
über die Historie des Bauwerks zu vermitteln. Seine Kernaussage,
dass die "Steine reden" und durch die Jahrhunderte ein
einmaliges religiöses und kunsthistorisches Zeugnis ablegen,
zog sich wie ein roter Faden durch seine von Lebendigkeit sprudelnden
Erläuterungen.
So erfuhren die Reiseteilnehmer, dass die
Zisterzienserabtei Altenberg im Jahre 1183 gegründet wurde
und die Ordensgemeinschaft als zweite reformatorische Form des
benediktinischen Ordens nach den Vorschriften "Ora et labora"
(bete und arbeite) lebten. Das bedeutete: auf alle irdischen Güter
zu verzichteten. Dieser Leitspruch wurde von den Zisterziensern
im Alltag noch konsequenter praktiziert, indem sie in völliger
Armut, Keuschheit und im Gehorsam lebten. An vielen Einzelbeispielen
machte der Vortragende den Tagesablauf der Mönche deutlich.
Sie sahen ihre Aufgabe darin, die Arbeiten zu erledigen, die dazu
dienten, den Convent am Leben zu erhalten. Doch vor allem war
es das Gebet, das nach festen Regeln mehrmals am Tag abgehalten
wurde, um so bereits auf der Erde Gott ganz nahe zu sein.

Trotz der gewaltigen Ausmaße des Gotteshauses
mit seinen unzähligen Säulen und Fenstern, die auf ein
prachtvolles Inneres schließen lassen, bleibt der Sakralraum
bescheiden und schlicht. Da die Demut das Leben der Mönche
bestimmte, lehnten sie äußeren Schmuck und jede machtbetonende
Form strikt ab. Auf diese Weise bildeten sie einen eigenen Stil,
der ihre Bauten stark von anderen unterscheidet. In Altenberg
steht eine Mönchskirche, die sich in ihrer gotischen Form
auf das Wesentliche konzentriert.

Beim Betreten der dreischiffigen Basilika
mit fünfschiffigem Chor, Chorumgang und sieben Chorkapellen,
ist man überwältigt von dem lichtdurchfluteten Raum.
Immer im Wechsel reihen sich Säule an Säule und Fenster
an Fenster. Die beabsichtigte mönchische Strenge und Schlichtheit
ist allenthalben zu erkennen. Sie wird allerdings durch das Altarkruzifix
und durch die Madonna im Strahlenkranz durchbrochen. Die gläsernen
Tafeln der Chorfenster sind nach dem frühen Ordensgesetz:
"Machet Fenster ohne Kreuz und Farbe" in Grausilbertönen
gehalten und im Wesent-lichen farblos. Die Gläser sind zu
einem erheblichen Teil aus der Zeit vor 1300 erhalten und erin-nern
in ihrer Wirkung vielfach an alte Weißstickereien. Obwohl
die Ordensregel streng und sparsam war, schien man jedoch keine
Bedenken dagegen zu haben, dass die Farbskala der Fenster nach
Westen immer mehr zunimmt. So entstand ein kraftvoller Farbakkord
von Gold, Rot und Blau in den Gläsern des riesenhaften Westfensters.
Dieses
18 x 8 Meter große Westfenster zieht jeden Besucher magisch
an. Auch die Herscheider Reisegruppe zeigte sich überwältigt
von dem leuchtenden Farbenmeer, das seine Wirkung nicht verfehlt.
Der Betrachter wird geradezu hineingezogen in das ewige himmlische
Jerusalem, das der Künstler ausdrucksvoll dargestellt hat.
Wie der gesamte Dom, so tritt das Westfenster
in seiner prachtvollen Gestaltung den Beweis an, dass der Erbauer
nicht das "Haus der Menschen", sondern die "Wohnung
Gottes" errichten wollte.
In seiner geschichtlichen Entwicklung, so
der Domführer, hat die Abtei Altenberg viele Höhen und
Tiefen erlebt. Der Verfall von klösterlicher Ordnung und
Geisteshaltung, die Folgen von Kriegseinwirkungen und nicht zuletzt
die Verschwendungssucht mancher Äbte bedingten den wirtschaftlichen
Niedergang des Klosters. Im November 1803 verließen die
letzten Mönche die Abtei.
Die sich anschließenden wechselvollen
Eigentumsverhältnisse sowie der Ausbruch des vernichtenden
Feuers im Jahre 1815 und der damit verbundene Verfall der gesamten
Klosteranlage führte 1834 dazu, die Ruine dem Preußischen
Staat zu übertragen. König Friedrich-Wilhelm III. bewillig-te
die Gelder für den Erhalt des "Bergischen Domes";
allerdings unter der Bedingung, dass der wiedererstellte Dom von
beiden Konfessionen gemeinsam genutzt wird. So wurde beschlossen
und im Jahre 1857 verkündet, dass die Evangelischen den Dom
vormittags von 8 bis 10 Uhr und nachmittags von 13 bis 15 Uhr
nutzen können. Die übrige Zeit bleibt den Katholiken
vorbehalten.
Heute gehört der Dom, der nach 11-jähriger
Restaurierungszeit wieder in neuem Glanz erstrahlt - dem Land
Nordrhein-Westfalen als Rechtsnachfolger des preußischen
Staates, wird weiterhin simultan und einvernehmlich genutzt und
ist ein gutes Beispiel für ökumenische Möglichkeiten
der beiden Konfessionen.
Nach dieser eindrucksvollen Kirchenführung
trafen sie die Senioren - bevor es weiter nach Köln ging
- im nahe gelegenen "Altenberger Hof" zum gemütlichen
Beisammensein mit Kaffee und Kuchen.