Senioren Union

 

 


Jahresfahrt der Senioen Union nach Freiberg in Sachsen
05.06. bis 09.06.2006

"So schön ist Deutschland". Unter diesem Motto startete am Pfingstmontag die Senioren Union Herscheid zu ihrer alljährlich stattfindenden 5-Tagesfahrt, die diesmal nach Freiberg in Sachsen mit Besuchen in Dresden, Seiffen, Annaberg und Karlsbad in Tschechien führte. Es waren erlebnisreiche Tage, die mit zahlreichen Besichtigungen und Führungen gespickt waren und von den Teilnehmern mit lebhaftem Interesse begleitet wurden.

Am Anreisetag wurde zunächst die 1067 gegründete Wartburg bei Eisenach besucht, die sich auf einem 400 Meter hoch gelegenen Felsplateau majestätisch erhebt. Sie ist nicht nur ein markantes, geschichtsträchtiges Wahrzeichen Thüringens, sondern ganz Deutschlands. Ein Gebäude aus einem Mix von Romanik, Gotik und Renaissance. Hier erhielten die Senioren unter sachkundiger Führung einen umfassenden Überblick über die gesamte Burganlage.

Obwohl es an diesem Morgen noch sehr kühl und der Himmel wolkenverhangen war, konnte man die Fernsicht bis weit ins Thüringer Land hinein genießen. Jedes noch so kleine Detail war zu erkennen und die bezaubernde Landschaft schien nicht enden zu wollen. Beim Rundgang durch die Innenräume und des Museums wurden so manche historischen Ereignisse lebendig, die mit den jeweiligen Landgrafen, der Heiligen Elisabeth, Martin Luther, Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenburg sowie dem Sängerkrieg und dem Wartburgfest der Burschenschaften verbunden sind. Seit 1999 ist die Wartburg Welterbe der Menschheit. Bevor die Weiterfahrt angetreten wurde, stärkten sich die Reiseteilnehmer im großen Wappensaal bei einem zünftigen Mittagessen.

Als am Nachmittag das Hotel Kreller im Zentrum von Freiberg erreicht war und die Zimmer belegt wurden, trieb es bereits einige "Unentwegte" zum nahe gelegenen Marktplatz und den romantischen Straßen und Gassen. Auffallend die vielen sanierten Häuser und Plätze, die im Glanz der Sonne den besonderen Charakter der Stadt noch intensiver hervorhoben. Das mächtige Rathaus und das Häuserensemble rund um den Platz beweisen Vergangenheit und Zukunft zugleich. So gewannen die Herscheider einen ersten Eindruck der 42.000 Einwohner zählenden Kreisstadt und sahen nach einem gemeinsamen Abendmenü den nächsten Tagen erwartungsvoll entgegen.

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Dresdenaufenthaltes. War die Sachsenmetropole bereits vor drei Jahren Ziel der Herscheider Senioren Union, so konnte man sich jetzt von der positiven Weiterentwicklung der Stadt überzeugen, vor allem von dem Wiederaufbau der Frauenkirche. Damals war sie noch im Bau, doch jetzt überragt sie wuchtig die Stadtsilhouette und prägt ihr altes Bild. Der Besuch der Frauenkirche war der Höhepunkt der fünftägigen Reise und sollte bei allen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Hatten die Senioren zunächst zwei Stunden Zeit, sich am Neumarkt mit seinen vielseitigen Sehenswürdigkeiten und der noch immer regen Bautätigkeit umzusehen, so stand ab 12 Uhr die Besichtigung des evangelischen Gotteshauses an.

Die Führung begann mit einer eindrucksvollen Orgelandacht. Da die Besuchergruppe angemeldet war, wurden die Teilnehmer ohne das sonst übliche Schlangenstehen direkt in die Kirche zur Empore geleitet. Vor hier aus hatte man einen grandiosen Blick in den Innenraum mit Altar, der Kanzel und Orgel und den Emporen. Es ist unmöglich, das Gesehene in Worte zu fassen, man muss es erlebt haben!

Die Andacht bestand aus drei Orgelmusiken, einem gemeinsam gesprochenen Psalmgebet, Worte zum Wochenspruch, einem Choral sowie dem Vaterunser und Segenswort. Daran schloss sich die eigentliche Führung an, die zentral für alle Besucher von der Kanzel aus erfolgte. Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, die Historie der Frauenkirche von ihrem Ursprung, der Zerstörung und dem Wiederaufbau aufzuzeigen. Jedoch ist dabei nicht nur die meisterliche Leistung des Wiederaufbaus sowie das kulturhistorische Erbe zu würdigen, sondern es sollten jene Betrachtungsweisen in den Mittelpunkt gerückt werden, die das Gebäude als Haus Gottes zu einem Ort der Verkündigung, des Glaubens, der Begegnung und der Erinnerung sowie der Hoffnung und Versöhnung macht.

Da der gesamte Nachmittag zur freien Verfügung stand, konnten die Stunden individuell genutzt werden. Einige bestiegen die Kuppel der Frauenkirche, um von hier aus den Blick über die Stadt zu genießen, andere unternahmen eine Dampferfahrt auf der Elbe oder ließen sich vom Flair des Neumarktes, der Prager Straße oder der näheren Umgebung beeindrucken. Das Straßencafe an der Frauenkirche tat sein Übriges, um Land und Leute auf sich wirken zu lassen, und die Herscheider hörten es gern, als ein Tischnachbar erleichtert erwähnte, dass heute der erste schöne Tag nach einer verregneten Woche sei. So trennte man sich am frühen Abend äußerst ungern von dieser bezaubernden Stadt, deren Wahrzeichen vor dem leuchtend blauen Himmel wie eine erneute Einladung auf die Reisegruppe wirkte.

Für die nächsten beiden Tage stand als ganztägiger Reiseleiter Herr Weinhold vom Touristikamt der Stadt Freiberg zur Verfügung. Er verstand es vorzüglich, den Gästen alles Wissenswerte über die Region zu vermitteln. So wurde die Fahrt nach Karlsbad in Tschechien zu einer interessanten Exkursion mit vielen Erläuterungen. Der Ort am Zusammenfluss von Eger und Tepl mit seinen historischen Kuranlagen laden zum Verweilen und Promenieren ein. Markant die mit Stuckarbeiten verzierten Villen und buntbemalten Bürgerhäuser sowie eine exklusive Geschäftswelt. 14 Quellen sind zu verzeichnen, wobei mit 72 Grad die Weiße Kolonnade die heißeste ist. Berühmt ist das 1701 gegründete Grandhotel Pupp am Ufer der Tepl, das in seinem leuchtend-weißen Außenanstrich an vergangene Zeiten erinnert. Das riesige Gebäude mit seinem vorgeladenen Brunnen prägt wie ein mächtiger Koloss den Eingang zur Stadt. Schon früh erkannten namhafte Persönlichkeiten die Vorzüge des Ortes. So weilten u. a. Albrecht von Wallenstein, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Sebastian Bach, Kaiser Karl IV., Zar Peter der Große und Richard Wagner in seinen Mauern. Natürlich ließen es sich die Senioren nicht nehmen, sich mit dem Karlsbader Kräuterschnaps Becherovka und den zahlreich angebotenen Oblaten einzudecken.

Dass am vorletzten Tag die Orte Seiffen und Annaberg im Erzgebirge auf dem Programm standen, rundete das Gesamtbild der Reise ab und führte die Sauerländer in die Welt der handwerklichen Spielzeugherstellung und der weihnachtlichen Dekoration. Die landschaftlichen Vorzüge des Erzgebirges, die Weite der gediegenen Hügellandschaft mit ihren Wiesen und Wäldern sowie die unzähligen Rapsfelder, die in ihrer gelben Blüte mit der Sonne wetteiferten, waren ständige Begleiter. Dass man diese wunderbare Gegend - dank der Wiedervereinigung - so frei erleben darf, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

In Seiffen führte Herr Weinhold die Besucher an die wichtigsten Stellen dieses allseits beliebten Spielzeugdorfes. Kaum ein Haus, indem nicht handwerkliche Kleinkunst, Holzspielzeug, weihnachtliche Artikel wie Schwibbögen, Nussknacker, Räuchermänner, Weihnachtspyramiden und Lichterengel angeboten werden. Auf Schritt und Tritt werden die Touristen mit überlebensgroßen Nussknackern, Räuchermännchen und Figuren konfrontiert. Der Ort entfaltet die ganze Pracht seiner weltbekannten Produkte, wobei man sich nicht nur auf Weihnachtsartikel beschränkt. Und das alles eingefügt in eine Landschaft, die sich wie im Bilderbuch darstellt.

Für jeden Besucher ist die Seiffener Kirche ein besonderer Anziehungspunkt. Ihre Form ist ein Achteck, eine Kuppel wird von acht Säulen getragen, so dass sie oft als Rundkirche erscheint. Auf unzähligen Bildern ist sie dargestellt und in vielen Wohnungen steht sie zur Weihnachtszeit in den verschiedensten Varianten handwerklicher Holzarbeit.

Als die Reisegruppe am Nachmittag die vom ursprünglichen Silberbergbau geprägte Kreisstadt Annaberg erreichte, wurde ihr ein Ort präsentiert, der malerischer nicht sein kann. Der Marktplatz ist ein Juwel, ein Kleinod städtebaulicher Schönheit. Was hier nach der Wende geleistet wurde, kann sich nicht nur sehen lassen sondern ist geradezu ein Beispiel sinnvoller Sanierungsarbeit.

Höhepunkt des Annabergaufenthaltes war die Führung durch die Annenkirche, die in den Jahren 1499 bis 1525 gebaut wurde und der Heiligen Anna - der Namensgeberin der Stadt - gewidmet ist. Seit 1539 ist sie ein evangelisch-lutherisches Gotteshaus.

Der Betrachter ist überwältigt von der reichen Ausgestaltung des Innenraums. Nicht zu übersehen das bemalte Schlingrippengewölbe mit seinen filigranen Verzierungen und Wappenschlusssteinen. Hauptaltar und weitere Altäre, die Kanzel und der Taufstein, der Bergaltar mit Darstellungen der typischen erzgebirgischen Bergbaulandschaft sowie die aussagekräftigen Bleiglasfenster zeugen von dem starken Glauben der Erbauer, die die Allmacht Gottes in wahrlich verschwenderischer Weise darzustellen versuchten.

Wie ein umlaufendes Band sind die Emporen mit buntgefassten Reliefs mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament versehen. Eine Bilderbibel, wie sie anschaulicher und ausdrucksvoller nicht sein kann. Die jeweiligen Szenen gruppieren sich hin zu dem einen Bild, das - größer als die anderen - den gekreuzigten Christus als Erlöser der Welt zeigt.

Der Kirchenführer verstand es, mit innigen und bewegenden Worten die jeweiligen Darstellungen mit Leben zu erfüllen und auf das Ziel der christlichen Heilsbotschaft hinzuweisen.

In Freiberg angekommen ließ es sich Herr Weinhold nicht nehmen, in einer einstündigen Führung "seinen Ort" vorzustellen. So entdeckten die Herscheider eine Stadt, in der Bergbautradition noch erlebbar ist, aber auch eine Stadt, in der man wirtschaftlichen Aufschwung spürt und Hightech kein Fremdwort ist. Universitätsstadt, Berghauptstadt, Orgelstadt und Silberstadt lassen jeden, der hier herkommt, inspirieren. Sein Schlusswort war eindeutig: "Genießen Sie die sprichwörtliche Gastfreundschaft im Herzen von Sachsen, und wo immer Sie unser Glückauf hören, wir versichern Ihnen, es bedeutet immer - herzlich willkommen".

So ging die Jahresfahrt 2006 der Senioren Union Herscheid mit vielen Eindrücken und Erlebnissen zu Ende. Der Besuch am Abfahrtstag in Bad Hersfeld im Bundesland Hessen setzte bei herrlichem Sonnenschein mit einem kurzen Stadtrundgang sowie einem guten Essen in einem der vielen Straßenrestaurants einen krönenden Schlusspunkt.

Wolfgang Weyland (Vorsitzender der Senioren Union)

 

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Stein am Ortseingang Stein am Ortseingang