Senioren Union

 

 


Münster - eine Stadt mit vielen Gesichtern!
Eine erlebnisreiche Tagesfahrt der Senioren Union Herscheid nach Münster und Seppenrade
07.09.2006

Die "K-und K-Stadt" Münster, so erfuhren die Reiseteilnehmer der Senioren Union Herscheid unlängst während ihrer Tagesfahrt in die westfälische Landesmetropole, ist eine Stadt der Kirchen und Kneipen. Gibt es doch in ihren Mauern 90 Kirchen und 900 Kneipen.

Dies und andere Kuriositäten, aber auch viel Wissenswertes, Historisches und Aktuelles begleiteten die Senioren auf Schritt und Tritt durch den Ort, der nicht nur Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks NRW ist, sondern auch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe beheimatet. Darüber hinaus ist Münster als Bischofs-, Universitäts- und Fahrradstadt bestens bekannt. Den rund 270.000 Einwohnern stehen über 550.000 Fahrräder gegenüber.

Aufgeteilt in zwei Gruppen zu je 24 Personen wurde eine zweistündige Führung unter sachkundiger Leitung der "StadtLupe" unternommen. Den Anfang machte die Besichtigung des Friedenssaals im historischen Rathaus, in dem zwischen 1643 und 1648 der Westfälische Frieden verhandelt wurde. Als am Ende der Frieden zustande kam, ging die lange Leidenszeit des Dreißigjährigen Krieges zu Ende.

Der Friedenssaal ist ein Raum, der rundherum in Holz im Stil der Renaissance getäfelt ist. Bereits im Jahr 1572 entstanden die Vertäfelungen an der West- und Ostwand. Die geschnitzten Bildnisse an der Eingangstür und im gesamten Innenraum zeugen von einer starken Ausdruckskraft. Sie zeigen den gekreuzigten und auferstandenen Christus, die zwölf Apostel und Paulus, den Namenspatron des St.-Pauls-Doms in Münster.

Ausführlich wurden den Herscheidern die jeweiligen Darstellungen erläutert, die in ihrer filigranen Art ein wahres Feuerwerk an handwerklichem Können entzünden. Richtertisch, Bürgermeisterbank, die Wiedergabe der Patrone münsterischer Pfarrkirchen sowie Heiligenfiguren und heraldische Abbildungen füllen den Saal und machen ihn zu einem einzigartigen und viel beachteten Kunstwerk.

Es würde den Rahmen der Berichterstattung sprengen, jedes Detail des reich verzierten Raumes zu erklären, ist doch jeder Zentimeter gespickt mit inhaltsreichen, biblischen und profanen Szenen. Dass Münster nicht nur ein "historischer Vorzeigeort" sondern eine Stadt ist, in der Vergangenes nachhaltig lebendig bleibt, beweist die Tatsache, dass bis zum heutigen Tag vor dem aus dem Jahre 1540 stammenden Kruzifix alle Ratsmitglieder und städtischen Amtsträger vereidigt werden.

Nach der Besichtigung des Friedenssaals ging's in die "Gute Stube" von Münster, dem Prinzipalmarkt. Er dokumentiert mit seinem Grundriss und der Bebauung die geschichtliche und baulichen Entwicklung des politischen und wirtschaftlichen Zentrums der Stadt. Er ist ein architektonisches Meisterwerk historischer Baukunst. Die Kaufmannsstraße besteht aus einer Vielzahl aneinander gereihter Giebelhäuser mit einem durchgehenden Bogengang. Die Arkadengänge beherbergen eine Vielzahl von Läden und Restaurants, so dass neben der geschäftlichen Salzstraße auch dieser Bereich als Einkaufsmeile Münsters gilt.

Da die westfälische Landesmetropole im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent zerstört wurde, wurde der Prinzipalmarkt in Anlehnung an das Vergangene wieder aufgebaut. Somit konnte er seinen Charakter als Ensemble in Form einer historischen Marktlage wahren. Dieses geschichtliche Erscheinungsbild rund um den Prinzipalmarkt hinderte die Münsteraner allerdings nicht daran, in direkter Nachbarschaft funktionelle oder moderne Gebäude zu errichten. Dies kann als durchaus gelungen bezeichnet werden.

An der Nordseite wird der Platz durch den Turm der Lambertikirche abgeschlossen. Das Gotteshaus erlangte Berühmtheit dadurch, dass an seinem Turm die Leichname der Anführer der fälschlich als Wiedertäufer bezeichneten Täufer Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knippedolling nach deren grausamer Folterung und Hinrichtung in eisernen Körben aufgehängt wurden. Die Originale der Körbe hängen auch am heutigen Turmbau als Mahnmal "gegen den Abfall von der allein selig machenden Kirche" und als touristisches Spektakel.

Stilistisch ist St. Lamberti eine spätgotische, westfälische Hallenkirche aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert. Der alte Turm wurde wegen Einsturzgefahr 1887 abgerissen und im Jahr darauf durch einen neugotischen ersetzt. Die Reiseteilnehmer erfuhren, dass die Lambertikirche die Markt- und Bürgerkirche der Stadt war, die von Kaufleuten finanziert wurde und als Gegenprägung zum übermächtigen St.-Paulus-Dom galt.

Entlang der "ältesten Handelsstraße", der Salzstraße, führte der Rundgang die Herscheider zur sog. "Barockinsel", dem Erbdrostenhof und der Clemenskirche. Der Erbdrostenhof ist ein barockes Adelspalais, das 1753 für die Erbdrosten zu Vischering erbaut wurde. Bemerkenswert ist der dreiflügelige Bau durch seine hoch repräsentative Gestaltung auf sehr beengter Grundfläche.

Die Clemenskirche - ein Rundbau mit Kuppel und Laterne - gilt als der bedeutendste barocke Sakralbau Nordwestdeutschlands.

Über den weiten Domplatz führte der Weg die Senioren in den St.-Paulus-Dom, der insgesamt dreimal errichtet wurde und in seiner jetzigen Form in den Jahren 1225 bis 1264 entstand. Das Bauwerk wird als gewölbte Basilika mit einem doppelten Querschiff im Stile der Gotik bezeichnet, jedoch ergibt sich aufgrund von An- und Wiederaufbauarbeiten eine Mischung von Stilelementen der Romanik und Gotik. Ausführlich wurde den Besuchern das Innere mit seinen reichen Kunstschätzen erläutert. Sehenswert die "Astronomische Uhr" mit Glockenspiel, die in den Jahren 1540/1542 entstand. Ihr "ewiger Kalender" reicht bis zum Jahr 2071. Während des Zweiten Weltkrieges wurden alle Einrichtungen ausgebaut und zwischengelagert. So konnten sie vor der Zerstörung bewahrt und damit den kommenden Generationen erhalten bleiben. (Auch der Friedenssaal im Rathaus wurde durch die Auslagerung während des Krieges gerettet.)

In der Ludgerus-Kapelle, einem Seitenschiffs des Doms, ruhen die Gebeine des Kardinals und Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen, der in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ein unerschrockener Gegner dieses Systems war und durch etliche Hirtenbriefe, Predigten und Schriften öffentlich Stellung bezog. Der als "Löwe von Münster" bekannte Geistliche, der allzu früh im März 1946 verstarb, wurde am 9. Oktober 2005 durch Papst Benedikt XVI. selig gesprochen. Hier verharrten die Herscheider einen Augeblick im stillen Gedenken.

Bevor es am Nachmittag ins Rosendorf Seppenrade weiterging, stärkten sich die Senioren bei einem ausgezeichneten Mittagessen im "Alten Gasthaus Leve", das nicht nur wegen seiner anspruchsvollen Küche bekannt ist, sondern auch wegen der typisch münsterischen Gestaltung der behaglichen, urigen Räumlichkeiten.

Das 6.500 Einwohner zählende Dorf Seppenrade mit seinem weit angelegten Rosengarten ist ein Kleinod gärtnerischer Gestaltungsmöglichkeit. Ehrenamtliche Helfer des Heimatvereins schufen auf einer ehemaligen Mülldeponie einen Park, der 18.000 Quadratmeter umfasst. Hier befinden sich über 700 verschiedene Rosensorten, ca. 30.000 einzelne Rosen. Die Anlage wird von über 120 Ehrenamtlichen gepflegt. Wenngleich nicht mehr alle Rosen in voller Blüte standen, so konnten die Besucher eine Vielzahl von Blumen bewundern, die in der Nachmittagssonne ein malerisches Bild abgaben.

 

Nach dem Kaffeetrinken im Restaurant "Zur Linde" mit seiner stilvollen Einrichtung hatten die Reiseteilnehmer Gelegenheit, sich den schmucken Ort anzusehen. Das Ensemble rund um die Pfarrkirche, die verträumten Gassen und wildromantischen Gärten eröffnen dem Betrachter immer neue Perspektiven, die den Hobbyfotografen zu manchem "Klick" veranlassen. Auch die angrenzenden Bereiche mit ihren münsterländischen Häusern und gepflegten Gärten schaffen ein Ambiente, das seine Ausstrahlungskraft nicht verfehlt.

 

So kehrten die Mitglieder und Freunde der Senioren Union Herscheid am Abend mit vielen Erlebnissen und Eindrücken in die Ebbegemeinde zurück.

 

 

Wolfgang Weyland, Vorsitzender der Senioren Union Herscheid

 

Senioren Union Herscheid
 
Stein am Ortseingang Stein am Ortseingang