Senioren Union

 

 


Fahrt der Senioren Union zur Abtei Michaelsberg
11.05.2006

Für 55 Reiseteilnehmer wurde der 11. Mai 2006 zu einem wichtigen Datum innerhalb des vielseitigen Veranstaltungsprogramms der Senioren Union Herscheid. Erlebten sie bei strahlendem Sonnenschein einen interessanten Tag, der in der Benediktinerabtei Michaelsberg in Siegburg begann. Hier wurden sie vom Altabt Pater Placidus herzlich willkommen geheißen, der die Besucher durch das Kloster führte und ihnen einen umfangreichen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Anlage vermittelte.
So erfuhren die Senioren, dass die Gründung der Abtei im Jahre 1064 durch den Erzbischof Anno von Köln erfolgte und im Laufe der Jahrhunderte von wechselvollen Ereignissen geprägt war. 1070 wurde das Kloster zum Zentrum der bedeutenden mönchischen Bewegung um die Reformgruppe von Cluny in Frankreich, die den festlichen Gottesdienst mit einer strengen Klosterzucht verband. Die Blütezeit der Abtei ließ es zu, dass zwei weitere Klöster gegründet werden konnten und zwar in Saarfeld/Thüringen und Grafschaft im Sauerland. Natürlich ist den Herscheidern das Kloster Grafschaft bestens bekannt, ist es doch stets ein beliebtes Ausflugsziel von Jugend auf gewesen.

Altabt Pater Placidus verstand es, sehr anschaulich die jeweiligen Jahrhunderte Revue passieren zu lassen. Im Zuge der Säkularisation wurde die Abtei 1803 unter Napoleon aufgelöst. Bis 1914 diente sie als Kaserne, Irrenanstalt und Zuchthaus. Doch danach begann wieder das klösterliche Leben, bis 1941 die Nazis das Gebäude beschlagnahmten und die Benediktinermönche vertrieben. 1944 wurde es bei einem Bombenangriff fast total zerstört.

Nach Rückkehr der Mönche aus der Kriegsgefangenschaft und dem Exil wurde die Abtei wieder aufgebaut und beherbergt heute darüber hinaus das Exerzitienhaus des Erzbistums Köln. Ein Klosterladen sowie ein Restaurant sind angegliedert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die Barockkirche, die 1944 durch Bomben zerstört wurde, neu, allerdings in einer Mischung aus altem und neuem Stil. Dem Besucher des Gotteshauses fallen zunächst die großartigen Fenster auf, die in der Zeit nach 1953 entstanden und in ihrer strahlenden Leuchtkraft den dunklen Innenraum filigran erhellen. Das Chorgestühl, die Orgel, das hängende Kreuz aus dem 15. Jahrhundert zwischen Chor und Altarraum sowie die Figuren des Längsschiffes zeugen von der traditionsreichen Kirchengeschichte.

Nicht ohne Stolz wies Altabt Placidus auf die neugestaltete Kassettendecke hin, deren 172 Felder im Anschluss an die Chorfenster in lichtem Blau gemalt sind, wobei jedes Ornament unterschiedlich gestaltet wurde.

Wie die Herscheider weiter erfuhren, gehören zum Leben der Siegburger Mönche die seelsorgerische Betreuung der Schwesterngemeinschaften des Umlandes, Aushilfen in den Gemeinden,, Predigten, Exerzitien, Besinnungstage, meditative Andachten und Vorträge für Gemeinden oder Bildungswerke. Ein wichtiger Faktor der Seelsorge auf dem Michaelsberg ist das Jugendgästehaus, in dem knapp 40 Jugendliche zu Besinnungstagen wohnen können - meist aufgesucht von Klassen der verschiedenen Schulen, aber auch Vorbereitungsgruppen für den Empfang der Erstkommunion oder Firmung.

Bevor in den Abteistuben das Mittagessen serviert wurde, traf sich die Reisegruppe in den Räumlichkeiten der Klosterlikör-Herstellung. Auch hier gab es interessante Informationen über die seit 1504 bestehende Produktion. In geselliger Runde wurde so manches Pröbchen gereicht, was die Besuchergruppe animierte, einige Fläschchen mit nach Hause zu nehmen. Was nur wenigen bekannt ist, ist die Tatsache, dass die vielfach mit den Abteien verbundene Herstellung von Kräuterlikör den mittelalterlichen klösterlichen Apotheken entstammt, um den Kranken, den Armen und auch besonders den Pilgern medizinisch beistehen zu können.

Für den Nachmittag hatte das Programm einen Aufenthalt in Königswinter vorgesehen. Der Spaziergang entlang der Rheinpromenade mit seinen Villen, Cafes und Hotels sowie den gepflegten Grünanlagen erweckte an diesem sonnendurchfluteten Tag so manche neue Lebensgeister.

Zum Kaffeetrinken im Grandhotel Petersberg, hoch über Königswinter, war für die Herscheider auf der Rheinterrasse die Tafel gedeckt. Grandios der Blick ins Rheintal sowie zum Drachenfels. Wie ein Silberband schlängelt sich der Rhein durch die abwechslungsreiche Landschaft. Bei hochsommerlichen Temperaturen genossen die Senioren ihren Kaffee und Kuchen und die überaus angenehme Atmosphäre des Petetrsberg-Ambientes.

Der anschließende Rundgang durch die Räumlichkeiten des Hotels unter sachkundiger Führung wurde zu einem nachhaltigen Erlebnis. Die Großzügigkeit der Räume in Marmor, edlem Holz und aufwändiger Dekoration ist unbeschreiblich - man muss es erlebt haben!

Die Erläuterungen des Fachpersonals stand unter dem Motto: "Unter einem Dach mit den Mächtigen dieser Welt". Natürlich konnten sich die Herscheider Senioren an die geschichtsträchtigen Ereignisse erinnern, die sich Ende der 40er Jahre und danach hier abspielten, als das Gebäude von den Alliierten beschlagnahmt wurde und Dienstsitz der Hohen Kommission war. 25 mal verhandelte Bundeskanzler Konrad Adenauer mit den Kommissaren, bis 1949 das sog. Petersberger Abkommen geschlossen werden konnte. Es bedeutete eine Liberalisierung der Besatzungsherrschaft und einen weitgehenden Demontagestopp. Viele internationale Persönlichkeiten wohnten "auf dem Petersberg", von Königin Elisabeth über den Schah von Persien bis hin zu Breschnew und Clinton.

Die Bundesregierung mietete von 1955 bis 1969 das Hotel als Residenz für hohe Staatsgäste. Insgesamt 31 Besuche von Kaisern, Königen und Präsidenten registriert das Goldene Buch der Stadt Königswinter. 1979 erwarb die Bundesregierung das Gelände, um es als Gästehaus des Bundes einzurichten. Das Hotel wurde großzügig restauriert und umgebaut. 1990 erwachten die Gebäude auf dem Petersberg zu neuem Leben - voller Eleganz und Ästhetik: als offizielles Gästehaus der Bundesrepublik Deutschland.

Bevor es nach Herscheid zurück ging, hatten die Reiseteilnehmer Gelegenheit, das unmittelbare Umfeld des Hotels mit dem alten Baumbestand und den weiten Grünanlagen zu erkunden.

Der Höhepunkt des diesjährigen Programms der Senioren Union Herscheid wird die 5-Tagesfahrt vom 5. bis 9. Juni nach Freiberg in Sachsen sein, mit Aufenthalten auf der Wartburg, in Dresden, Seiffen, Annaberg, Karlsbad/Tschechien und Bad Hersfeld, die während der Rückfahrt in aller Munde war.

Wolfgang Weyland (Vorsitzender der Senioren Union)

 

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Stein am Ortseingang Stein am Ortseingang