Senioren Union Herscheid besucht
die "Westfälische Heimatkrippe" in Soest.
11.01.2007
Wenn
es stimmt, was die "Statistiker" behaupten, dann wird
die "Westfälische Heimatkrippe" in Soest von jährlich
100.000 Menschen besucht. Was ist das Besondere an dieser Krippe?
Wodurch unterscheidet sie sich von den vielen anderen? Um das
herauszufinden, aber vor allem, um das kunstvoll dargestellte
Geschehen der Heiligen Nacht von Bethlehem in sich aufzunehmen,
unternahmen 53 Teilnehmer der Senioren Union Herscheid eine Fahrt
in die alte Hansestadt mit ihren herausragenden Kirchen "St.
Patrokli", "St. Petri" und "St. Maria zur
Wiese".
Begonnen hatte der
Tag im Restaurant "Im wilden Mann", das dem historischen
Marktplatz sein Gepräge gibt und durch seine 400jährige
Geschichte ein Kleinod der Fachwerkbauweise ist. Die Räumlichkeiten
des Hauses haben ihren stilvollen Charakter bewahrt und strahlen
eine gastliche, behagliche Atmosphäre aus.
Nach
dem ausgezeichneten Mittagessen waren es nur wenige Schritte bis
zum "St. Patrokli-Dom, ein kirchliches Bauwerk von europäischem
Rang, das als Inbegriff der Romanik in Westfalen gilt. Er imponiert
durch seine gewaltigen grünen Sandsteinmassen, vor allem
aber durch den von vier Ecktürmen flankierten hohen monumentalen
Turm, der als "Turm Westfalens" bezeichnet wird.
Im Innern des Gotteshauses befindet sich die
Krippe auf einer 70 Quadratmeter großen Fläche zwischen
sechs Turmpfeilern. Sie wird von keinem Stall im herkömmlichen
Sinn geprägt, sondern von einem westfälischen Bauernhaus,
wie es zwischen Dortmund und Paderborn häufig anzutreffen
ist. Eine ganze Landschaft mit zwei Gehöften, Windmühlen,
Brunnen und Bachlauf breitet sich aus. Das Grundplateau nimmt
die erforderlichen Mengen an Torf und Moos auf. Das Terrain ist
mit Fichten, Buchen und Birken bepflanzt.
Den
Senioren wurde berichtet, dass zum Krippenaufbau etwa zwei Wochen
benötigt werden. 26 Menschenfiguren und 54 Tiere - wie Katzen,
Hunde, Kamele, Schafe, Enten, Gänse, Hühner und viele
Kleintiere - müssen ihren Platz finden.
Der Küster von "St. Patrokli"
ist mit der Krippe aufgewachsen, denn es war sein Vater, der 1976
die Initiative ergriff und mit weiteren Soester "Mannen"
das Werk in Szene setzte. Westfälische Bauernhäuser
und Wirtschaftsgebäude sowie kleine landwirtschaftliche Geräte
mussten gebastelt werden. Schneiderinnen aus der Patrokli-Gemeinde
kleideten die Figuren eines Münchner Holzschnitzers in die
traditionellen westfälischen Gewänder. In schlichter
Gewandung wird die Heilige Familie dargestellt; die Hirten tragen
typisch westfälische bäuerliche Tracht, mit blauem Kittel,
roten Halstüchern, breitkrempigen Hüten und Klompen
an den Füßen.
Im Laufe des Advents verändert sich die
Krippe mehrfach. Zuerst zeigt sie die Verkündigungsszene:
In der Türöffnung des westfälischen Fachwerkhauses
erscheint in leuchtend weißem Gewand der Engel der erschrockenen
Maria. Das Haus ist eine Gemeinschaftsleistung der Schüler
des Holz verarbeitenden Bereichs der Bördenschule in Soest.
Wenige Tage später verändert sich
das Bild bereits wieder: Maria hält das Kind in ihren Armen,
und die Krippe dient wieder als Futterstätte für Ochs
und Esel. Die heiligen drei Könige mit ihrer Begleitung und
den Kamelen nähern sich, die Hirten sind mit ihren Schafen
zurückgekehrt. Am Weg liegen Strohbündel und Holz,
die Hirten bereiten sich am Feuer eine warme Suppe zu, und im
Hintergrund plätschert der kleine Wasserlauf unaufhörlich
über Fels und Sand.
Im Laufe der Jahre sind etliche Figuren in
prächtiger heimischer Kleidung hinzu gekommen. Korn dreschende
Bauern, Müller, Tischler, Schaf- und Gänsehirten, ein
Angler und ein Flötenspieler. Während der Adventszeit
treten schon die Hirten auf, die auf dem Feld bei Bethlehem ihre
Schafe hüten. Erst am Heiligen Abend, zur traditionellen
Christmette, wird das Jesuskind in die Krippe gelegt.
Die
riesige Krippenlandschaft ist von allen Seiten zu betrachten.
Durch gezielte Beleuchtung werden die einzelnen Szenen besonders
herausgestellt.
Wie die Herscheider erfuhren, ist der Küster
glücklich darüber, dass "seine" Krippe jedes
Jahr von über 100.000 Menschen besucht wird. Doch sind ihm
die Momente, in denen er die Krippe ganz für sich allein
hat, am liebsten. Bei aller Schönheit der Domkrippe ist ihm
eines völlig klar: Die Wirklichkeit hat damals ganz anders
ausgesehen. Jesus kam in Armut in einem Stall zur Welt, fern aller
Romantik, wie sie die Krippendarstellungen in St. Patrokli und
anderswo zeigen.
Ein Abstecher in die nahe gelegene "St.-Petrikirche",
die den romanischen, gotischen und barocken Baustil prägt,
gab den Senioren Gelegenheit, auch hier die aufgestellte Krippe,
ebenfalls im westfälischen Stil, allerdings in moderner Form,
zu besichtigen.
Den Abschluss des Tages bildete die
Weiterfahrt nach Stockum mit einem gemütlichen Kaffeetrinken
in Cora's Cafe.