Kyrill
ist eine Heimsuchung - Mutmacher im Krisengebiet
19.03.2007
Ruhe
bewahren, überlegt weiterarbeiten, das Wurfholz in den Wäldern
aufarbeiten, vermarkten und aufforsten, die Wege instandsetzen
das war die Maxime, die den Besuch von NRW Landwirtschafts-
und Forstminister Eckhard Uhlenberg (CDU) begleitete. Am Samstag
machte er auf der Nordhelle Station und verschaffte sich einen
Überblick über die Situation, wie sie sich zwei Monate
nach dem verheerenden Orkan Kyrill darstellt. Er kam als Zuhörer,
Koordinator und Mutmacher, unaufgeregt und ohne große Gesten,
eher wie einer vom Fach. Der Landwirt aus Werl, seit
zwei Jahren Landesminister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz, ließ sich von Vertretern des Forstamtes
Attendorn zeigen, was bisher geleistet wurde und welche Aufgaben
in den kommenden Monaten und Jahren zu bewerkstelligen sind, um
aus dem Krisengebiet rund um die Nordhelle wieder einen Wirtschafts-
und Erholungswald zu machen.
Vor Ort
waren am Samstag auch Bürgermeister Lothar Schütz, Landrat
Aloys Steppuhn, Sigrid Schröder für den Naturpark Ebbegebirge,
die örtlichen SGVer Erwin Stein und Herbert Schulte, SGVHauptverein-
Schatzmeister Harald Kahlert und Vizepräsident Hermann-Josef
Göbel. Ebenfalls an Bord waren weitere Mitarbeiter
des Forstamtes Attendorn, der Kreisverwaltung und der Stadt Meinerzhagen.
Forstdirektor Alfons Heimbach konnte dem Minister nach achtwöchtiger
Dauerarbeit schon erste positive Zahlen melden: 50 Prozent des
Wurfholzes seien bereits vermarktet. Glücklicherweise habe
man den Holzmarkt nach Kyrill im Griff ein Umstand, der
auf die gute Marktlage zurückgeht und auch darin begründet
ist, dass Kyrill nur in den fünf Landkreisen Südwestfalens
wütete. Heimbach berichtete von zwei eingestellten neuen
Mitarbeitern und dem fortdauernden Bedarf an Dienstleistungs-
Waldarbeitern, erwähnte die zunehmende, aber fruchtlose Nervosität
von Betroffenen und Bürgern aufgrund noch nicht aufgeräumter
Waldstücke: Die Nerven liegen blank. Der Forstdirektor
wünschte sich vom Minister eine Regelung für Transportbeihilfen
und steuerliche Erleichterungen für geschädigte Waldbesitzer,
sprach die Frage nach der Haftungsregelung im Wald an. Einige
Wege seien inzwischen wieder für Erholungssuchende freigegeben.
Heimbach bat um Unterstützung für die Landwirte bei
der Aufforstung und um Ministerhilfe bei der Durchsetzung des
Nasslagerplatzes in Siesel gegen bürokratische Hemmnisse.
Für
den Minister, der Kyrill als nie zuvor dagewesene Heimsuchung
qualifizierte, stellten sich auf der Nordhelle alle Auswirkungen
des Sturmes wie unter einem Brennglas dar. Er dankte für
den unermüdlichen Einsatz, den die Forstleute
seit der Sturmnacht gebracht hätten. In Nordrhein-Westfalen
seien bei Kyrill 16 Mio. Festmeter Holz gefallen, 80 Prozent davon
in Südwestfalen. Das sei Fluch und Segen zugleich. In Düsseldorf
wolle niemand so recht glauben, wie ernst die Lage sei: Wenn
man aus Südwestfalen berichtet, glauben die Düsseldorfer,
eine Geschichte vom Mond zu hören, denn 90 Prozent aller
Bäume in Nordrhein- Westfalen stehen noch. Diesem Fluch,
mit der Katastrophe regional fertigwerden zu müssen, stehe
der Segen gegenüber, dass es derzeit eine Nachfrage nach
Holz gebe und die Preise stabil seien. So blieben Bergung, Lagerung
und Vermarktung als drängende Aufgaben. Nach der Holzabfuhr
gehe es um die mehrjährige Aufforstung und die Wiederherstellung
der Wege die sowohl für die Waldwirtschaft als auch
für die Touristik dringend gebraucht würden, anerkannte
der Minister. Das touristische Merkmal Südwestfalens
ist das Wandern. Die Herstellung der Wege ist eine absolute Notwendigkeit.
Mittel dafür seien bereits bereitgestellt. Der Minister berichtete
von zinsverbilligten Krediten und von 20 Mio. Euro, die als Sofortprogramm
für die Kyrill-Gebiete bereitgestellt worden seien, davon
acht Mio. für den Wegebau. Bereits während der Holzabfuhr
könne auf- und nachgeschottert werden, um ein Unterbrechen
der Transporte auszuschließen. Die Landesregierung
lässt Sie in dieser Situation nicht allein, sprach
Uhlenberg den Forstleuten und Touristikern Mut zu. Der Krisenstab
in Arnsberg tage wöchentlich, meistens mit seiner Beteiligung.
Auch
Landrat Aloys Steppuhn gestand dem Minister zu, als einer der
ersten im Katastrophengebiet gewesen zu sein und sich seither
fortgesetzt um die Schadensbeseitigung nach Kyrill zu kümmern.
Mit auf den Weg gegeben wurde dem Minister bei der anschließenden
Zusammenkunft in der gewärmten Herscheider Hütte, dass
der in Plettenberg geplante Nasslagerplatz in Siesel aufgrund
umweltbürokratischer Hemmnisse (!) zu scheitern drohe. Bereits
am heutigen Montag, so versprach Uhlenberg, werde die Problemlösung
über die Bezirksregierung Arnsberg durchgestellt. Auch die
Belange des SGV kamen am Samstag nicht zu kurz. Die Vertreter
des Gebirgsvereins informierten den Minister über die angelaufene
Spendenaktion zur Sanierung des Robert-Kolbturmes und über
den Höhenwanderweg Sauerländer Höhenflug,
der über die Nordhelle führt. Besprochen wurde, dass
im Zuge der Instandsetzung des Aussichtsturmes ein Freischneiden
gewünscht wird. Wenn das Kyrill-Holz vermarktet sei, so Minister
Uhlenberg, könne man dem Gedanken an eine Sichtschneise auf
der Nordhelle nähertreten. An eine Eröffnung des Höhenfluges
wie geplant zum 9. Juni ist offensichtlich nicht mehr zu denken.
Da der Weg über die von Kyrill schwer betroffenen Höhenrücken
führe, werde sich die Eröffnung des touristischen Weges
wohl um einige Monate verschieben. Darüber werde in Kürze
die Lenkungsgruppe Höhenflug beraten.
Quelle: Süderländer Tageblatt