Zwischen
A wie Ackerbau und Z wie Zimt im Weihnachtsgebäck
20.03.2007
Über
Themenmangel habe er sich weiß Gott nicht beklagen können,
berichtete Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg am Samstag rund
80 Gästen, die sich auf Einladung der CDU Senioren- Union
im Adler eingefunden hatten: Der Christdemokrat aus
Werl, selbst Landwirt, 58 Jahre alt, Vater dreier Kinder, wirkt
mit dem Fachgebiet zwischen A wie Ackerbau und Z wie Zimt im Weihnachtsgebäck
durchaus gut ausgelastet. Als er am Samstag in das Gasthaus kam,
hatte er gerade erst das Kyrill- Katastrophengebiet auf der Nordhelle
besucht und die örtliche Forstverwaltung der Unterstützung
des Landes versicherte.
Eineinhalb
Stunden später sind 80 Augenpaare auf den Minister gerichtet,
der den Senioren brühwarm berichtet, wie es jetzt
im Ebbegebirge aussieht. Uhlenberg verspricht, das Aufräumen
in den Wäldern und die Vermarktung des Wurfholzes ungebremst
fortzusetzen. Es gelte, die Wander- und Wirtschaftswege wieder
herzurichten, die Beschilderung der touristischen Attraktionen
und die Markierungen der Wanderstrecken wieder herzustellen, auf
50 000 Hektar aufzuforsten. Welche Baumarten sollen gewählt
werden? Der Umweltminister setzt auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung
der Waldbauern: Die Landesregierung favorisiert eine Laubwaldquote
von 50 Prozent aber sie schreibt es den Waldbesitzern nicht
dogmatisch vor. Einerseits wolle man nicht bevormunden, andererseits
habe Kyrill dort, wo er gewütet habe, auch die Laubbäume
umgerissen. Gleichwohl: Pfahlwurzler (Laubwald) sind gegenüber
Flachwurzlern (Fichten) zu bevorzugen.

Uhlenberg
bat die Anwesenden, die Arbeit der Forstleute in Ruhe und Besonnenheit
abzuwarten: Man möge die Verantwortlichen nicht unter Druck
setzen, die Wanderwege vorschnell freizugeben. Die Arbeit im Wald
könne nur vorsichtig und überlegt getan werden, um nicht
Leib und Leben der Mitarbeiter zu riskieren. Schon habe er erste
schwere Unfälle gegeben! Dann stellte der Minister sein Amt
vor. In den ersten beiden Jahren nach Übernahme der Regierungsverantwortung
seien mannigfaltige Probleme bei ihm angekommen. Es ging
um die wasserrechtliche Genehmigung des Kohleabbaus unter dem
Rhein, um Schweinepest und Vogelgrippe, Gammelfleisch, Zimt im
Weihnachtsgebäck und den Sturm Kyrill und alles wurde
überlagert von den Bestrebungen, die Neuverschuldung im Landeshaushalt
zu drücken. Das scheint gelungen durch Sparsamkeit und das
Anspringen der Wirtschaft mit der Folge steigender Steuereinnahmen.
Einen Neuanfang habe man in der Agrarpolitik gemacht. Die neue
Landesregierung nehme die Landwirte ernst als landwirtschaftliche
Unternehmer, wolle vernünftige Rahmenbedingungen schaffen,
ohne den Bauern permanent hereinzureden.

Nun zeige
sich eine Aufbruchstimmung in der Landwirtschaft: Zum neuen Mut
trage eine zunehmende Nachfrage nach Nahrungsmitteln und der Bedarf
an nachwachsenden Rohstoffen bei. Eine Sonderförderung stellte
der Minister für die Grünlandregion im Sauerland vor
und kündigte ein Symposium zu diesem Thema an. An dieser
Stelle brachte sich der Friedliner Landwirt Dirk Voß als
einer von acht Herscheider Vollerwerbslandwirten ein: Er anerkannte,
dass zwischen Landesregierung und Bauern wieder auf Augenhöhe
gesprochen würde. Der Dialog sei wieder in Gang gekommen
und das sei unter der Vorgängerin im Amt (Bärbel Höhn/Grüne,
d. Red.) deutlich anders gewesen. Die jungen Landwirte definierten
ihre Rolle anders als die Väter: Sie wollten Manager auf
dem Hof sein, nicht von Prämien abhängig sein, sondern
sich am Markt behaupten. Voß bat den Minister, die Umstellung
von Prämiensystem auf Markt voranzubringen,
den Wandel aber so moderat zu gestalten, dass die Bauern nicht
unter die Räder kämen. Ansonsten sei die Perspektive
tatsächlich ermutigend: Man spüre die steigende Nachfrage
nach Milchprodukten; Kaufkraft sei da. Wann hörte man das
zuletzt aus der Landwirtschaft?
Quelle:
Süderländer Tageblatt (1. Foto: St. Aschauer-Hundt)