Pfarrer Große: Islam muss
und soll seine Rolle bei uns finden
21.02.2007
Es
sind die Tage, in denen die CDU in Deutschland versucht, ihr Profil
zu bestimmen. Die Partei sucht ihren Kurs irgendwo zwischen einem
konservativen Familienbild und neuen
Erscheinungen des Zusammenlebens der Menschen, zwischen einem
nationalen Weltbild und multikultureller Vielfalt. Politische
Aschermittwoche sind von ihrer Herkunft Importate aus Bayern
gerade erst nutzte der noch amtierende CSU-Vorsitzende und bayerische
Ministerpräsident Edmund Stoiber seinen Passauer Auftritt
zu einer wertkonservativen Standortbestimmung. Wenn sich also
die Herscheider CDU zu ihrem politischen Aschermittwoch
mit dem Zusammenleben von Deutschen und Muslimen beschäftigt,
dann ist das nur auf den ersten Blick ein Widerspruch es
ist wohl eher eine Ausdeutung des C im Parteinamen
und das Besetzen gesellschaftspolitischer Positionen.
Als Referent hatte CDU Vorsitzende Sigrid Schröder Pfarrer
Michael Große gewonnen, der eine 128-seitige Handreichung
des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland unter dem Titel
Klarheit und gute Nachbarschaft Christen und Muslime
in Deutschland zusammenfasste und erklärte. Sigrid
Schröder hatte zunächst die Sprachlosigkeit
der Christen gegenüber den Vertretern anderer Religionen
bemerkt. Muslime verträten ihren Glauben engagiert, Christen
seien sehr zurückhaltend das irritiere die Muslime
in Deutschland. Es müsse Ziel sein, dass Christen offener
auf andere Religionen zugingen und sich bekennten.
Pfarrer Michael Große griff das Stichwort auf ihm
bereitet das Miteinander kein Problem. Er komme aus Dortmund-
Eving, einer Gegend mit hohem türkischen Bevölkerungsanteil
und guter Nachbarschaft, immer konfliktfrei. Auch
in Herscheid kennt man keine offensichtlichen Probleme. Bedeutsam
wird das Miteinander von Christen und Muslimen eher auf Bundesebene.
Große erinnerte daran, dass in der BR
Deutschland die Würde des Menschen unantastbar und die religiöse
Betätigung garantiert sei. Diese Freiheit setzte die Muslime
einer Zerreißprobe aus: Ihrer Religionsausübung komme
jene Freiheit zugute, die sie andererseits als Verweltlichung
und Bedrohung fürchteten und mit Abschottung reagieren. In
diesem Spannungsfeld müsse der Islam seine Position finden.
In Übereinstimmung mit dem EKD
Papier befürwortete Große, dass der Islam bei uns
seine Rolle finde und der Integrationswille der dritten Generation
der Zuwanderer gestärkt werde. Die Gewalt, die wir
beklagen, zeigt, das die Integration bisher nicht gelungen ist.
Übrigens profitiere die islamische Glaubensgemeinschaft auch
dann von unserer freiheitlich- demokratischen Grundordnung, wenn
in den Herkunftsländern der Muslime ein entsprechendes Rechtssystem
fehle und Christen ihre Religion nicht ungefährdet ausüben
könnten. Große beklagte den schroffen Kontrast zwischen
freiheitlichem deutschen Rechtssystem und der islamischen Scharia.
Es bestehe die Gefahr einer Parallelgesellschaft in der
Öffentlichkeit gelte das Grundgesetz, daheim (und in den
Moscheen) die Scharia. Insbesondere für Frauen und abtrünnige
Muslime beschwöre das schlimme Folgen, oft Gefahr für
Leib und Leben, herauf: Stichworte sind u.a. Zwangsehe und Ehrenmord.
Gleichwohl befürwortet die EKD die Kooperation:
Die islamischen Kinder sollen den Kindergarten besuchen; in den
Schulen soll es islamischen Religionsunterricht geben. Der Bau
von Moscheen, oft stigmatisiert, stelle keine Bedrohung da: Das
hat auch was Positives, denn der Bau zeigt, dass man sich integrieren
und bleiben will. Den Ruf des Muezzins lehnte Große
ab, da dieser als Akt der Verkündigung eine anderen
Charakter habe als das einladende Glockenläuten der christlichen
Kirchen. Große befürwortete überdies das Kopftuchverbot.
Den Dialog mit dem Islam stellte Große unter den Vorbehalt,
dass Christen ihren eigenen Glauben klar benennen könnten:
Ein klares Bekenntnis trennt nicht, sondern macht den Dialog
erst möglich! Thesen, die von der CDU und ihren
Gästen grundweg geteilt wurden und insofern als politische
Orientierung eingehen.
Quelle:
Süderländer Tageblatt, as
Fotos: St. Aschauer-Hundt
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Download (pdf):
EKD-Papier
(Klarheit und gute Nachbarschaft - Christen und Muslime in Deutschland)