„Bühnenmäuse“ gastierten auf Einladung der Senioren Union Herscheid in der Ebbegemeinde.
Es war eine Zeitreise in die 50er, ein hinterhältiger Angriff auf die verborgensten Lachmuskeln, eine Komödie der Extraklasse. Die Theatergruppe "Bühnenmäuse" aus Lüdenscheid war am Sonntagnachmittag bereits zum zweiten Mal der Einladung der Senioren Union Herscheid gefolgt und spielte das Stück "Mit Küchenbenutzung" in der Schützenhalle vor ausverkauftem Haus. Von Marie-Lisa Schulz "Mit Küchenbenutzung" lautet die Vorgabe der Wohnungsgesellschaft, die Metzgermeister Groschke eines morgens auf dem Tisch liegen hat.

Er soll das leer stehende Zimmer seiner Tochter an ein Ehepaar vermieten, das auch das Recht haben soll, die Küche mitzubenutzen: das Heiligtum und vielleicht auch der intimste Ort des Hauses! Und das, obwohl Groschke schon genug Trubel um die Ohren hat.
In seiner Familie entbrennt ein Konflikt neben dem anderen. Mutter und Tochter streiten sich wegen des Schwiegersohns: "Jupp" ist nämlich ein einfacher Tankwart mit unbändigem Hunger, einem Herz aus Gold und immer einem provokanten Spruch für das "Schwiegermonster" auf den Lippen. Diese lässt kein gutes Haar an ihrem "faulen, verfressen und versoffenen" Schwiegersohn.

Tochter Nummer zwei, Christel, hat auch Probleme mit der Liebe: Sie hat sich verliebt, in einen ausgesprochen schüchternen Jüngling, der zugleich der Sachberater der Wohnungsgesellschaft ist. "Weichei Kurti" ist höchstpersönlich dafür verantwortlich, dass die Familie des cholerischen Metzgermeisters den Küchentisch ab sofort teilen muss.

Das Drama ist spätestens dann perfekt, als sich die Zwangsuntermieter vorstellen. Sie, strenger Dutt, rote Lippen und Bluthochdruck. Ihre Worte schießen scharf, richten sich gegen alles und jeden. Schnell ist klar: Sie hat die Hosen an. Er, liebevoll "Heinizi" genannt, erinnert eher an einen kleinen Jungen, der seiner Frau wie ein Hündchen folgt. Vorerst zumindest. Denn wenn in einer kleinen Küche Ehepaar Sperling auf die Metzgerfamilie Groschke trifft, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Es werden Intrigen gesponnen und ein verbales Wortgefecht nach dem anderen ausgetragen. Sehr zur Freude des Publikums, dessen Zwerchfell bis zum Äußersten strapaziert wurde.

Die lebensnahen großen und kleinen Konflikte, die wortgewaltig und spitzzüngig am Küchentisch ausgetragen wurden, brachten eine Weisheit nach der nächsten zu Tage: Wohl dem, der keinen Untermieter hat. Wohl dem, der keinen Metzgervater hat, der durch den Übergenuss von Rindfleisch einer Vorstufe des "Wahns" verfallen zu sein scheint. Ein unermüdlich amüsanter Kampf um "Territorialansprüche" und Ehre.

Zuvor hatte sich der Vorsitzende der Senioren Union Herscheid, Wolfgang Weyland, in seinen Begrüßungsworten an die Theaterfreunde gewandt und ihnen für die äußerst starke Beteiligung gedankt. Die 280 verkauften Karten seien ein Kompliment an die „Bühnenmäuse“, die bereits im vergangenen Jahr das Herscheider Publikum begeistert hätten. „Sie werden“, so Weyland, „heute eine doppelte Belohnung erfahren. Zum einen erleben Sie einen unterhaltsamen Nachmittag und zum anderen tragen Sie durch Ihren Kartenerwerb dazu bei, gemeinnützige Projekte zu unterstützen“.

Bekanntlich verzichten die „Bühnenmäuse“ bei allen Auftritten auf ihre Gage, die sie an den CVJM-Weltdienst für Projekte in Sierra Leone (Afrika) weiterleiten. Da die Senioren Union Herscheid, dank des großen Besucherstroms, nach Abrechnung aller Kosten einen Überschuss erzielen wird, geht dieser Betrag zur Hälfte ebenfalls an den CVJM-Weltdienst. Die andere Hälfte stellt die Senioren Union Herscheid den von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel bei Bielefeld zur Verfügung, die in diesem Jahr von den Herscheider CDU-Senioren unterstützt werden.

Schon jetzt können sich alle Theaterfreunde auf ein Wiedersehen mit den Bühnenmäusen im nächsten Jahr freuen. Am Sonntag, dem 2. November 2008, findet eine weitere Aufführung um 16 Uhr in der Schützenhalle Herscheid statt.

Quelle: Westfälische Rundschau vom 30. Oktober 2007