Ikonenmalerei: Ausdruck tiefer Religiosität
Senioren Union Herscheid zu Besuch im Ikonenmuseum Recklinghausen

Ein Aufenthalt im weihnachtlich geschmückten CentrO in Oberhausen schloss sich an
Dezember 2008

Es ist nicht so bekannt wie der Louvre in Paris oder die Museumsinsel in Berlin, aber dennoch ist das Ikonenmuseum in Recklinghausen ein nicht weniger beeindruckender Ort – zumindest was die Sammlungen ostkirchlicher Kunst außerhalb der orthodoxen Länder betrifft. Seit 1956 werden hier über 1.000 Ikonen, Stickereien, Miniaturen, Holz- und Metallarbeiten aus Russland, Griechenland und anderen Balkanstaaten gezeigt. Sie vermitteln einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Themen und die stilistische Entwicklung der Ikonenmalerei und der Kleinkunst im christlichen Osten.

Von diesem unsagbaren Reichtum an kunsthistorischen Schätzen konnten sich jüngst die Reiseteilnehmer der Senioren Union Herscheid überzeugen, die den Abschluss des diesjährigen Veranstaltungsprogramms nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel „Zum Adler“ mit ihrem Besuch in Recklinghausen krönten.

In der Tat, was hier geboten wird, sprengt das Vorstellungsvermögen des Betrachters. Ob es die großen, meterhohen Ikonen, oder die Miniaturen sind, sie alle zeugen von einer tiefen Religiosität der Menschen aus den jeweiligen Jahrhunderten. Die Bilder „erzählen“ in ihrer unverwechselbaren Ausdruckskraft die Heilsgeschichte christlicher Glaubensüberzeugung. Sie erwecken Erstaunen und Ehrfurcht zugleich und ziehen alle in ihren Bann. Man spürt, dass die kirchlich geweihten Bilder für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen eine sehr große Bedeutung haben.

Bedingt durch die große Teilnehmerzahl mussten unter sachkundiger Leitung drei Gruppen gebildet werden. Die Führung durch das Museum wurde zu einem beeindruckenden Exkurs der geschichtlichen Entwicklung der Ikonenmalerei. So erfuhren die Anwesenden, dass Ikonen in erster Linie als Christus-, Marien-, Apostel- und Heiligenikonen „angefertigt“ werden. Allerdings sind sie nicht nur Abbildungen von heiligen Gestalten oder Illustrationen biblischer Ereignisse, sondern Abbilder heiliger Urbilder, die von den Gläubigen genauso verehrt werden wie das Wort Gottes und die Evangelien.

Die Verehrung gilt jedoch nicht dem von Menschenhand hergestelltem Bild, sondern dem Urbild, also der auf der Ikone dargestellten heiligen Person. Deshalb durften sich die Ikonenmaler bei der Darstellung der heiligen Gestalten nicht von ihrer Fantasie leiten lassen, sondern mussten die Ähnlichkeit zum Urbild ständig bewahren. Hinzu kommt, dass alle Personen durch sog. Beischriften/Kürzel in der jeweiligen Sprache identifiziert werden. Damit sollte sichergestellt werden, dass der Bezug auf eine reale Person erhalten bleibt und sich die Verehrung der Ikone nicht verselbständigt. Eine christliche Ikone, so erfuhren die Senioren, wird erst durch die Beschriftung zur Ikone.

Eine weitere Besonderheit ist, dass die Motive der Ikonografie fest vorgegeben sind. Existierende Ikonen werden als Malvorlage verwendet und auf grundiertes Holz, ohne Rahmen,  gebracht, wobei die individuelle, schöpferische Ausdrucksweise des Malers irrelevant ist. Ikonenmalerei wird als religiöses Handwerk, nicht als Kunst gesehen. Deshalb wird sie auch vielfach als Heiligenschreiberei bezeichnet. Der Ikonenmaler ist ein Ikonen-Schreiber. Der Schreibende wird als „Werkzeug Gottes“ betrachtet.

Diese „technisch-historischen“ Erläuterungen zogen sich wie ein roter Faden durch die Führung und ließen die bis dahin vorhandenen Kenntnisse der Herscheider Reisegruppe über die Ikonenmalerei in einem verständlicheren Licht erscheinen. Ob es die „Gottesmutter der Passion“ aus dem 15. Jahrhundert, „Das Entschlafen der Gottesmutter“ um 1300, der „Kalendarische Jahreszyklus“ oder das „Große Weltgericht“ mit Christus als dem Pantokrator war, jedes noch so kleine Detail schälte sich aus dem Gesamtbild heraus und bezeugte die christliche Heilsbotschaft in ihren vielseitigen Varianten.

So blieb es nicht aus, dass die jeweiligen Gruppen in einem regen Frage- und Antwortspiel mit der Museumsführung, die im Übrigen sehr lebhaft und anschaulich informierte, weitere Kenntnisse über die gesamte Bandbreite der Ikonenmalerei erhielten. Zusätzliche Einzelheiten darzustellen, würde den Rahmen des Berichtes sprengen. Deshalb weist die Senioren Union Herscheid darauf hin, dass in der Zeit vom 7. Dezember 2008 bis 8. Februar 2009 eine Sonderausstellung unter dem Titel „Pforte des Himmels“ im Ikonenmuseum Recklinghausen stattfindet. Dann sind weitere Exponate aus den verschiedensten Ländern zu bewundern. Interessierten Herscheidern dürfte der Weg dorthin nicht schwer fallen.

Eine ganz andere Welt lernten die Herscheider Senioren am Nachmittag im CentrO Oberhausen kennen. In der bekannten, weihnachtlich dekorierten Einkaufsmeile pulsiert das Leben und lässt keine Wünsche offen. Trotz des Gegensatzes zum Vormittag war der Aufenthalt mit Einkaufsbummel, Cafe- oder Restaurantbesuch und dem angrenzenden, wirklich sehenswerten  Weihnachtsmarkt mit originellen und niveauvollen Angeboten und Dekorationen ein rundum gelungenes Erlebnis.

Am frühen Abend ging es nach Herscheid in dem Bewusstsein zurück, mit dieser Fahrt ein abwechslungsreiches Jahr der Senioren Union beendet zu haben. Noch einmal wurde für die Hospizarbeit im „Amalie-Sieveking-Haus“ in Lüdenscheid gesammelt, als ein Zeichen des Dankes für so viele unbeschwerte Stunden, während die Menschen im Hospiz auf ihre letzte Lebensstunde vorbereitet werden. Am Freitag, dem 12. Dezember, wird die Senioren Union Herscheid ihre Jahresspende in Lüdenscheid an Herrn Osterkamp überreichen.

 


 

 

Senioren Union Herscheid
 
Stein am Ortseingang Stein am Ortseingang