Deutsche Geschichte hautnah erlebt.
Senioren Union Herscheid auf Tour: Rhöndorf und Schloss Augustusburg waren die Ziele.
Rhöndorf und Konrad Adenauer sowie das Schloss Augustusburg mit seinen jahrzehntelangen Staatsempfängen durch die jeweiligen Bundespräsidenten, das sind Begriffe, die im Zusammenhang mit der jungen deutschen Nachkriegsdemokratie stehen. Für geschichtsinteressierte Menschen, die sich noch an diese Zeit erinnern können, sind sie wichtige Stationen auf einem langen Weg der politischen Entwicklung in unserm Land.
Diesen Hauch der Geschichte erlebten jüngst 52 Reiseteilnehmer der Senioren Union Herscheid, die sich ins Rheintal aufmachten und dort viele Informationen erhielten und mit beeindruckenden Dokumenten der Zeitgeschichte konfrontiert wurden.
Erstes Ziel war die Gedenkstätte „Stiftung Konrad-Adenauer-Haus“in Rhöndorf. Dieses moderne Gebäude zu Füßen des Wohnhauses der Familie Adenauer existiert in seiner jetzigen Form seit 1997. Die Ausstellung erinnert an alle Epochen des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland, war er doch in die deutsche Geschichte unmittelbar als Handelnder einbezogen: als Oberbürgermeister von Köln im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, nach seiner Vertreibung als „Landesverräter“ in der Zeit des Nationalsozialismus sowie als Parteivorsitzender der CDU und Bundeskanzler in den Aufbaujahren unseres Landes.
Aus seinem langen politischen Leben haben sich in seinem Nachlass zahlreiche Schriftstücke, Dokumente, Urkunden, Briefe, Redemanuskripte, Zeitungsberichte usw. erhalten. Ein kleiner Teil davon bildet die Grundlage der Ausstellung und konnte von den Senioren eingehend unter die Lupe genommen werden. Sehenswert die verschiedensten äußerst prunkvoll gestalteten Orden, die Adenauer von ausländischen Staaten verliehen wurden. Eine Vielzahl von Erinnerungsstücken und Fotos sowie Film- und Bildsequenzen lassen sein langes politisches Wirken lebendig werden.
Neben dem Politiker und Staatsmann ist auch der Privatmann Konrad Adenauer zu entdecken. Der Ehemann und Familienvater, der Gartenfreund und Rosenliebhaber, der Tüftler und Erfinder, der Freund von Kunst und klassischer Musik, der begeisterte Krimileser und leidenschaftlicher Boccia-Spieler und vieles mehr.
Aus der Fülle von Adenauer-Zitaten, die die Wände der jeweiligen Räume zieren, fällt den Herscheidern u. a. eines wegen seiner Bedeutung und Aktualität besonders auf: „Die Festigung der Familie, ihr Zusammenhalt besonders gerade in unserer zerrissenen Zeit, ist ein durch nichts zu ersetzendes Gut. Wir wollen alle uns wieder einmal dessen bewusst werden, was die Familie, was ein gutes Familienleben für das Glück und das Leben eines jeden Einzelnen und damit für das Leben der Gesamtheit bedeutet“.
Der anschließende Rundgang durch den Garten und das Wohnhaus, das 1937 erbaut wurde, fand aufgrund der hohen Teilnehmerzahl in drei Gruppen statt. Der Weg führt durch den am steilen Hang eines einstigen Weinberges angelegten farbenprächtigen Garten. Hier schlägt jedem Gartenliebhaber das Herz höher. Der Besucher durchwandert eine bunte Vielzahl von Stauden, Sträuchern, Bäumen und immer wieder Rosen, die Adenauer besonders liebte. Lebensgroße Statuen der Staatsmänner Adenauer und de Gaulle runden das Bild ab.
Weitere kleine Statuen, Brunnen und nicht zuletzt der Pavillon, in dem der „Alte“, wie er liebevoll genannt wurde, seine Memoiren schrieb, und die Boccia-Bahn geben dem Blumenparadies an diesem blühenden Hang des Siebengebirges ein südländisches Flair. Vom Haus eröffnet sich ein malerischer Blick auf Rhöndorf sowie über das Rheintal und Siebengebirge. An diesem sonnendurchfluteten Tag ein wahres Geschenk.
Beim Wohnhaus fällt die schlichte Eleganz der Ausstattung auf. Bescheiden präsentiert sich die bürgerliche Wohnkultur des Kanzlers, der hier nur selten Staatsgäste empfing. Sein Haus blieb der Privatsphäre vorbehalten und so wundert es nicht, dass sich viele Anekdoten um die „Großfamilie Adenauer“ ranken, galt Adenauer doch als ein bekennender Familienmensch.
Bevor im Restaurant „Am Ziepchen“ Mittagspause gemacht wurde, hatten die Herscheider ausreichend Gelegenheit, sich den malerischen Ort mit seinen gepflegten Fachwerkhäusern und Vorgärten anzusehen.
Schloss Augustusburg bei Brühl war das Ziel am Nachmittag. Diese, von Erzbischof Clemens August im 18. Jahrhundert erbaute Anlage, gilt durch die Zusammenführung von Architektur, Plastik, Malerei und Gartenkunst als ein Meisterwerk des Rokoko und gehört zu den bedeutendsten Schöpfungen dieser Stilrichtung in Deutschland. Die UNESCO würdigte dies 1984 durch die Aufnahme des Schlosses Augustusburg in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit.
Die momentane Ausstellung: „Eine Republik rollt den Teppich aus – Staatsempfänge auf Schloss Augustusburg von 1949-1996“ versetzte noch einmal die Herscheider Senioren in vergangene Zeiten. Bekannt durch viele Fernsehübertragungen bei Staatsempfängen ging es zunächst durch das von Balthasar Neumann geschaffene Prunktreppenhaus hinauf zur „Empfangsgalerie“. An dieser Stelle wurden die Staatsgäste von den jeweiligen Bundespräsidenten begrüßt. Die heutigen Besucher werden von Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker mit Gattin und dem ehemaligen Präsidenten der UdSSR Michael Gorbatschow mit Gattin in Form von aufgestellten „Pappkameraden“ willkommen geheißen. 
In sämtlichen prunkvollen Räumlichkeiten wird auf die jahrzehntelange Präsenz des Schlosses im Dienst der Bundesrepublik hingewiesen. Fotos, Dokumente, Orden, Filmberichte und die Eindeckung der Gästetafel fehlen ebenso wenig wie die Ausstellung der Garderobe einiger Staatsgäste. Ein beeindruckendes, glanzvolles Bild, das seine Wirkung nicht verfehlt. Das Land Nordrhein-Westfalen sorgt als Eigentümer dafür, dass in Brühl ein Schloss von Weltrang erhalten bleibt.
Bevor die Herscheider ihre Heimreise antraten, hatten sie reichlich Gelegenheit, einen Spaziergang durch die barocke Gartenanlage zu unternehmen. Auf der Terrasse der Orangerie beendete man den Tag bei Kaffee und Kuchen.
Die nächste Tagesfahrt der Senioren Union Herscheid ist für den 20. August angesetzt. Dann geht es zur Landesgartenschau nach Rietberg.
|