Senioren Union

 

 

Tagesfahrt der Senioren Union Herscheid nach Bad Wildungen und Fritzlar. Eine Mischung aus Winterzauber und Frühlingserwachen.
26.03.2008



Es sollte ein Ausflug in den Frühling werden, als im vergangenen Jahr der Vorstand der Senioren Union Herscheid beschloss, am 26. März 2008 nach Bad Wildungen zu fahren, um sich die um die Osterzeit festlich geschmückten Brunnen und Anlagen anzusehen, die Altstadt zu besichtigen und einen Abstecher ins nahe gelegene Fritzlar zu unternehmen. Dass allerdings die Wetterkapriolen in diesem Ausmaß die Planung auf den Kopf stellen würden, das war nicht vorauszusehen; lässt sich doch in diesem Jahr der Frühling besonders viel Zeit.

Dennoch starteten vom tief verschneiten Herscheid aus 56 Senioren frohgelaunt ihre Tour in der Hoff-nung, dass man am Zielort doch ein wenig den Frühling genießen könne. Und in der Tat, nach einer kilometerweiten Höhenfahrt durch eine bezaubernde Winterlandschaft zeigte sich Bad Wildungen von seiner frühlingshaften Seite. Lediglich einige Schneereste ließen darauf schließen, dass hier der Winter endgültig besiegt wurde. Sogar die Sonne ließ sich blicken und tauchte die österlich geschmückten Brunnen in leuchtende Farben. So wurde der 90-minütige Rundgang durch die Altstadt, unter der Leitung von zwei sachkundigen Führerinnen, zu einem eindrucksvollen Erlebnis.

An der Nahtstelle zwischen Altstadt und Kurviertel begann die Führung am sogenannten Kurschatten-brunnen, ein amüsantes Wahrzeichen der Stadt. Er ist mit seinen Gruppen von Menschen antiken Plastiken nachempfunden und ein Ort des Verweilens und der Kommunikation. Die zahlreich angeord-neten Figuren im und am plätschernden Wasser zeugen vom regen Badebetrieb und lassen der Fanta-sie freien Lauf...

Prächtiges Fachwerk, Reste der Stadtbefestigung sowie der malerische Marktplatz gehörten ebenso zum Besuchsprogramm wie die Stadtkirche mit ihrem berühmten Flügelaltar des Conrad von Soest.

Ausführliche Informationen über die geschichtliche Entwicklung des Kurortes mit seinem reichhalti-gen Angebot an kulturellen Veranstaltungen und viel Wissenswertes über vielschichtige Besonder-heiten aus der historischen Altstadt mit trotzigem Wehrturm und engen Gässchen rundeten die Füh-rung ab, wobei so manche Anekdoten zum Schmunzeln veranlassten.

Bevor sich die Herscheider zum Mittagessen im Ratskeller einfanden und anschließend in geselliger Runde beisammen saßen, war die Besichtigung der evangelischen Stadtkirche, die im Zentrum der Altstadt steht, ein weiterer Höhepunkt. Die spätgotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert erhebt sich auf dem höchsten Punkt des Stadthügels, ihr Turm ist von Weitem sichtbar und prägt das Stadtbild von Bad Wildungen. Im Innern des Gotteshauses befindet sich das kunstgeschichtlich wertvolle Altarbild von Conrad von Soest, das 1403 fertiggestellt wurde.

Während auf den Außenseiten vier Heiligendartstellungen zu sehen sind, ist auf den Innenseiten auf 13 Bildfeldern ein christologischer Zyklus wiedergegeben. Darauf, als kleine Besonderheit, die älteste Abbildung einer Brille nördlich der Alpen. Auch das Grabmal des Grafen Josias II. von Waldeck gilt als herausragendes Kunstwerk für den hessisch-westfälischen Raum. Das Kruzifix über dem Altar stammt aus dem Jahre 1518.

Der Nachmittag stand für die Herscheider Senioren ganz im Zeichen des Besuchs der benachbarten Stadt Fritzlar. Der mittelalterliche Stadtkern ist von einer weithin intakten 2,5 km langen Stadtmauer umgeben. Mit 37 m Höhe ist der „Graue Turm“ der höchste noch stehende städtische Wachturm in Deutschland.

Wie schon in Bad Wildungen, so prägen auch in Fritzlar die prächtigen Fachwerkhäuser das Stadtbild. Der Markplatz ist ein Schatz an historischen Bürgerhäusern, aufwändig restauriert, manchmal verwinkelt und schief. Große Bauten wechseln sich mit kleineren ab, die dazwischen gequetscht ange-legt sind. Das Rathaus, mit einem Steinrelief von 1441 des Heiligen Martin, des Schutzpatrons der Stadt, ist das älteste urkundlich erwähnte Amtshaus in Deutschland. Viele Stadthäuser, so auch das „Hochzeitshaus“, stammen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Der Marktplatz bietet eine malerische Ku-lisse für Freiluftrestaurants und Cafes. Natürlich ließen es sich die Herscheider nicht nehmen, bei Kaffee und Kuchen einen Zwischenstopp einzulegen.

Den Abschluss des Besuchsprogramms bildete ein Aufenthalt in der romanisch-gotischen Stiftskirche St. Peter. Der Dom, so wie er im Volksmund genannt wird, ist heute päpstliche Basilika und bestimmt die städtische Silhouette. Ein österlich geschmückter Brunnen auf dem Vorplatz zeugt auch hier von der lebensspendenden Kraft des Auferstandenen.

Die Kirche steht der Überlieferung nach an der Stelle, wo Bonifatius, Apostel der Deutschen, im Jahr 724 nach Christus eine Kapelle aus dem Holz der von ihm gefällten Donareiche errichten ließ. Die Eiche galt als eines der wichtigsten germanischen Heiligtümer. Bonifatius ließ sie fällen, um den Menschen die Überlegenheit des christlichen Gottes zu demonstrieren. Mit diesem Ereignis begann die  Christianisierung der mittel- und ostdeutschen Stämme.

Die jetzige dreischiffige, flachgedeckte Basilika entstand im Jahre 1079. Im 12. und 13. Jahrhundert erfolgten weitere Anbauten. In den folgenden Jahrhunderten wurden weitere Seitenkapellen errichtet, die sich harmonisch in den vorhandenen Baukörper einfügen. Der Fritzlaer Dom gilt heute als eines der schönsten Beispiele für die Übergangszeit von der Romantik zur Gotik in Deutschland.

Die Vielfalt der Sehenswürdigkeiten in der Basilika konnte die Herscheider Reiseteilnehmer nur staunend zur Kenntnis nehmen, so u. a. das spätgotische Hochgrab des Heiligen Wigbert, die romani-sche Petrusdarstellung sowie die gotische Dreifaltigkeitsgruppe. Der Altarraum beeindruckt mit sei-nem romanischen Triumphkreuz und dem spätgotischen Sakramentshaus aus Kalksein. Besondere Be-achtung fanden auch eine Pieta des 14. Jahrhunderts aus Lindenholz sowie die Wandgemälde des Querschiffes und die kunstvoll geschaffenen Kirchenfenster.

Als die Herscheider Senioren am Abend wohlbehalten in der Ebbegemeinde eintrafen, konnten sie einen erlebnisreichen Tag beenden, der noch lange nachwirken wird.

 

Senioren Union Herscheid
 
Stein am Ortseingang Stein am Ortseingang