Stralsund – ein geschichtsträchtiges Kleinod an der Ostsee.
Senioren Union Herscheid auf Tour in Mecklenburg-Vorpommern.
01.06.2009

Pfingstmontag, 1. Juni 2009, 6 Uhr: Auf dem Herscheider Schützenplatz herrscht reges Leben und Treiben. 53 Reiselustige der Senioren Union Herscheid starten zu ihrer Jahresfahrt nach Stralsund im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Für fünf Tage ist die Hansestadt an der Ostsee Ausgangspunkt erlebnisreicher Exkursionen in eine Region, die einen reichhaltigen, historischen Hintergrund aufzuweisen hat. Und: die nach der Wiedervereinigung entstandenen „blühenden Landschaften“ sind allenthalben erkennbar.

Breits der längere Aufenthalt in Wismar während eines Zwischenstopps bestätigt diese Aussage eindrucksvoll, war doch 2004 die Hansestadt Ziel der SU-Jahresfahrt. Jetzt kann man sich davon überzeugen, wie positiv sich der Ort in den vergangen Jahren entwickelt hat. Hell und freundlich strahlen die sanierten Häuserfronten in der Mittagssonne und aus der grauen, teilweise heruntergekommenen Bausubstanz der Vorwendezeit sind schmucke Gebäude entstanden, die vom Reichtum vergangener Zeiten zeugen.

Es macht Freude, durch die Straßen und verwinkelten Gassen zu schlendern. Jedes Haus ist für sich ein besonderes Unikat, und lässt in seiner Gesamtheit ein Ensemble entstehen, das trotz seiner Unterschiedlichkeit eine harmonische Einheit bildet. Der Betrachter ist fasziniert von der gelungenen, restaurierten Altstadt, der fußläufigen Zone und einer Geschäftswelt, die sowohl den Einheimischen als auch den Gästen gerecht wird. An diesem sonnigen Pfingstmontag scheint alles auf den Beinen zu sein, und die Menschen genießen in den zahlreichen Straßencafes und Restaurants den Feiertag. Auch die Herscheider lassen es sich vor der Weiterfahrt nach Stralsund nicht nehmen, es ihnen gleich zu tun.

Als die Reisegruppe am Spätnachmittag das Hotel „Zur Post“, zu Füßen der mächtigen St. Marienkirche, Am Neuen Markt, mit seiner komfortablen Ausstattung bezieht, sind alle begeistert und sehen dem weiteren Reiseverlauf erwartungsvoll entgegen..

Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Erkundung der Hansestadt. Unter sachkundiger Leitung erleben die Senioren eine 2-stündige Stadtführung, die alle Facetten des Ortes umfasst. Zur wechselvollen Geschichte erfahren die Herscheider, dass Stralsund vorwiegend durch Siedler aus Westfalen zu einer bedeutenden Handelsstadt im Ostseeraum wurde. Kriegerische Auseinandersetzungen, der Niedergang der Hanse, der Dreißigjährige Krieg und die fast 200-jährige Zugehörigkeit zum Königreich Schweden sind wichtige Stationen im Ablauf der Stadtgeschichte. Im 19. Jahrhundert kam Stralsund zu Preußen und war Sitz eines Regierungsbezirks.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt beim Bombenangriff, der über 800 zivile Opfer forderte, stark beschädigt, und die Rote Armee nahm den Ort kampflos ein. Während der Zeit der DDR entstanden zahlreiche Plattenbausiedlungen und der historische Altstadtkern sowie der Altstadthafen verkamen. Erst die politische Wende machte eine gründliche Sanierung möglich. Seit dem Jahr 2002 ist Stralsunds Altstadt zusammen mit der Wismars UNESCO-Weltkulturerbe.

Nicht ohne Stolz weist die Stadtführung darauf hin, dass neben den erheblichen staatlichen finanziellen Mitteln auch privates Kapital eingesetzt wurde und wird. Viele Häuser sind dabei vor dem Verfall gerettet worden. Heute präsentiert sich die Altstadt mit ihren sanierten Bürgerhäusern, die durch Detailtreue an Fassaden, Türen und Fenstern bestechen, als ein kulturelles Kleinod der Backsteingotik. Doch es ist noch viel zu tun.

Auf Schritt und Tritt werden die Senioren mit immer neuen Eindrücken und interessanten Geschichten konfrontiert. Es macht Freude, den lebhaften Ausführungen zuzuhören und das Gesagte zu verarbeiten. Der Weg zum Alten Markt ist geprägt von historischen Giebelhäusern aber auch von einer pulsierenden Geschäftswelt.

Weit öffnet sich der Marktplatz zum Rathaus mit seinem imposanten Schaugiebel, der sich an die Nikolaikirche anschmiegt. Das Rathaus stand einst als Zeichen des Selbstbewusstseins der Bürger und gehört zu den bedeutendsten Profanbauten der norddeutschen Backsteingotik. Die repräsentative Schmuckwand des Gebäudes wurde um 1370 errichtet und erinnert mit ihren verschiedenen Wappen an die Zeit der mächtigen Hanse. Das komplette Ensemble des Alten Marktes birgt mit Rathaus, Artushof, Wulflamhaus und Commandantenhus einen Überblick über die politische und architektonische Geschichte.

Die Mönchstraße, die mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert wurde, tritt mit ihren original erhaltenen Bürgerhäusern den Beweis der ruhmreichen Hansezeit an und macht das Erleben und Begreifen der Geschichte von sieben Jahrhunderten verständlich. 

Bereits am Ankunftstag hatten die Herscheider die großartige Silhouette der Stadt wahrgenommen, auf die die Ortsführung mit besonderer Genugtuung verweist. Drei große mittelalterliche Bauten der Backsteingotik: die Marienkirche, die Nikolaikirche und die Jakobikirche zeugen von einstiger Größe und Macht. Die ausführliche Besichtigung der Nikolaikirche wird zu einem eindrucksvollen Erlebnis. In dem Gotteshaus wird z. Zt. kräftig renoviert, doch das, was bereits fertiggestellt ist, lässt das ganze Ausmaß einer kunsthistorischen Epoche erahnen.

Nach dieser umfangreichen Besichtigungstour steht der Nachmittag zur freien Verfügung. Eine 90-minütige Schiffs-Hafenrundfahrt, der Besuch des Ozeaneums, des Meeresmuseums oder auch der Erkundung weiterer Ortsteile stehen ebenso auf dem Programm wie Einkaufsbummel und der Aufenthalt in einem der vielen einladenden Straßencafes. An diesem sonnigen Tag geradezu ein Muss. Die „Hafenbummler“ haben zudem Gelegenheit, eine weitere touristische Attraktion in Augenschein zu nehmen: das 1933 gebaute Segelschulschiff „Gorch Fock“, das heute als „schwimmendes“ Museum in Stralsund vor Anker liegt.

Den Tag beschließt ein Orgelkonzert in der St. Marienkirche, die in den Jahren 1384-1478 erbaut wurde und als die letzte Backsteinbasilika im nordischen Raum gilt. Die kostbare Barockorgel wurde 1659 vom Lübecker Orgelbaumeister Friedrich Stellwagen geschaffen. Sie ist ein Juwel kirchenmusikalischer Architektur und besitzt eine „himmlische“ Klangfülle.

Die Insel Rügen ist am nächsten Tag das Ziel. Eine ganztägige Reisebegleitung macht es möglich, viel Wissenswertes über Land und Leute zu erfahren und an die wichtigsten Sehenswürdigkeiten herangeführt zu werden. Erste Station ist Sassnitz, der wichtigste touristische Ausgangspunkt zum Nationalpark Jasmund. 

Weiter geht es zur Victoriasicht, um von hier aus den herrlichen Blick auf die Ostsee und den Königsstuhl zu bewundern. Er ist mit 118 m der höchste Kreidefelsen des Nationalparks. Bei der kurzen Wanderung durch den schattigen Wald werden die Herscheider mit einer ausgezeichneten Fernsicht bis zu den Leuchttürmen von Kap Arkona belohnt.

Nächste Station ist die Freilichtbühne von Ralswiek, unterhalb des Schlosses am Großen Jasmunder Bodden, auf der alljährlich die „Störtebeker-Festspiele“ stattfinden. Ein malerisches Areal, das den gesamten Reiz dieser Landschaft widerspiegelt. Und: die Senioren haben Glück, können sie doch einer Probe der Darsteller beiwohnen.

Natürlich dürfen bei einem Besuch Rügens die Badeorte Binz und Sellin nicht fehlen. Seit 1875 kommen die Gäste, die einen rasanten Bauboom auslösten. Es entstanden keine großen Hotels, sondern Logierhäuser im Villenstil, der sogenannten Bäderarchitektur. Strandpromenade, Kurhaus, Seebrücke, Kaiserhof, all das sind nur wenige Begriffe, die mit den beiden Orten in Verbindung gebracht werden.

Zu DDR-Zeiten, so erfahren die Herscheider, wurden die Besitzer von Hotels, Pensionen und Häusern willkürlich kriminalisiert, verhaftet und enteignet. Der FDGB übernahm etliche Gebäude und das ZK der SED errichtete ein Erholungsheim. Mit der deutschen Wiedervereinigung ergaben sich jedoch deutliche Veränderungen. Viele der alten Villen an der Strandpromenade und im gesamten Ort wurden an die früheren Eigentümer zurückgegeben. Es setzte eine Welle von Sanierungen, Rekonstruktionen und Neubauten ein. Auch die ehemaligen FDGB-Ferienheime wurden privatisiert und modernisiert. Daneben entstanden zahlreiche Gebäude, sowohl an der Peripherie als auch im Ortszentrum.

Begeistert zeigen sich die Reiseteilnehmer von dem einzigartigen Flair beider Orte, die mit den Pfunden der reizvollen Ostseelandschaft und einer Architektur wuchern können, die seinesgleichen sucht. Viele strohgedeckten Häuser säumen den Heimweg nach Stralsund.

Als es am 4. Juni nach Greifswald und Heringsdorf geht, erwartet die Senioren eine neue Erlebniswelt. Wenngleich die alte Universitätsstadt in ihrer Gebäudestruktur vieles mit Stralsund verbindet und eine Fülle von Sehenswürdigkeiten aufweist, so ist der ihr eigene Stil unverkennbar. Die seit 1991 erfolgten Sanierungen des historischen Stadtkerns haben mittlerweile die noch erhaltenen Teile der Altstadt wieder sehenswert gemacht. Insbesondere der Marktplatz mit seinem freistehenden Rathaus gilt als einer der schönsten in Norddeutschland. Auch in Greifswald bilden drei große gotische Backsteinkirchen markante Schwerpunkte. Geprägt wird der Ort jedoch durch die Ernst-Moritz-Arndt-Universität mit ihren 12.000 Studenten.

Mit einem Besuch in Heringsdorf endet ein abwechslungsreicher Tag. Heringsdorf ist nach Swinemünde das älteste und vornehmste Seebad auf der Insel Usedom. Eine rund 10 km lange, ununterbrochene Strandpromenade verbindet den Ort mit den Nachbargemeinden Ahlbeck und Bansin. Diese Seebäder werden auch zusammen „Die Kaiserlichen 3“ oder „Die 3 Kaiserbäder“ genannt, da hier in früheren Zeiten der deutsche Hochadel gerne verweilte. Trotz eines leichten Regenschauers kann die Reisegruppe alle markanten Punkte des Ortes in Augenschein nehmen. 

Am Rückreisetag machen die Herscheider Senioren einen längeren Stopp in Lüneburg. Damit schließt sich der Kreis der Jahresfahrt 2009. Auch hier präsentieren sich die historischen Giebelhäuser und Sehenswürdigkeiten in ihrer vollendeten Form. Eine wahre Augenweide.

Der Vorsitzende der Senioren Union Herscheid, Wolfgang Weyland, dankt zum Abschluss der Reise allen Teilnehmern für ihre engagierte Beteiligung. Harmonie und Geselligkeit sind nicht auf der Strecke geblieben und haben die Jahresfahrt zu einem nachhaltigen Ereignis gemacht. Er würdigt insbesondere Vorstandsmitglied Hiltraud Rettberg, die durch ihre Informationen und Kommentierung während der Fahrt manch Wissenswertes vermittelt hat.

Wie bei allen Veranstaltungen der Senioren Union Herscheid üblich, spenden die Teilnehmer auch diesmal einen Betrag zugunsten der Hospizarbeit im „Amalie-Sieveking-Haus“ in Lüdenscheid.

 

 

Senioren Union Herscheid
 
Stein am Ortseingang Stein am Ortseingang